„Jeder lebt jetzt hier“: Warum das kleine Fürstentum Andorra plötzlich so viele YouTuber und Stars der Influencer-Szene anzieht
Das kleine Fürstentum Andorra entwickelt sich zum „Silicon Valley“ der YouTuber und Influencer. Dass der 468 Quadratkilometer große Zwergenstaat als Steuerparadies mit wunderschönen Skigebieten gilt, soll dafür aber nicht der Hauptgrund sein.
Der 77.000 Einwohner zählende Staat erlebt seit Beginn der Corona-Pandemie einen Zulauf kreativer Köpfe. „Es ist wie das Silicon Valley der YouTuber – jeder ist jetzt hier“, beschreibt es der spanische Influencer Victor Dominguez gegenüber „Bloomberg“. Der Online-Star ist selbst 2020 nach Andorra gezogen um vor Covid-19 zu flüchten. Es sei einfach praktisch, an einem Ort zu leben, an dem der nächste Profi-YouTuber immer nur fünf Minuten entfernt sei.
Dass sein Umzug auch steuerliche Gründe haben könnte, spricht Dominguez nicht aus. Dabei liegt der Einkommensteuerspitzensatz in Andorra gerade einmal bei zehn Prozent. In seinem Heimatland Spanien müsste sich Dominguez von 54 Prozent seiner Einnahmen trennen.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Die Promis können hier ganz normal leben
Das offizielle Andorra freut sich jedenfalls über seine neuen Bürger – aus welchen Gründen diese auch immer gekommen sein mögen. Zuletzt kämpfte das Fürstentum noch mit sinkenden Einwohnerzahlen. „Berühmte Menschen können in Andorra ganz normal leben. Sie können shoppen gehen, ohne sofort im Fokus der Medien zu stehen“, freut sich Wirtschaftsminister Jordi Gallardo, der aber stets betont, die Regierung hätte niemals aktiv um die Gunst der Social-Media-Stars geworben.
Diese hätten die Vorzüge des Landes einfach ganz von selbst erkannt. Ein gutes Gesundheitssystem, gute Schulen, ein angenehmes Klima, schnelles Internet und ja – auch niedrige Steuern, seien zum Beispiel solche Vorzüge.
Einige daheimgebliebene Spanier sehen das Geschehen indes nicht so positiv. „Irgendjemand muss für die Pensionen und die Eisenbahnen hier schließlich auch zahlen“, konstatierte etwa TV-Star Ana Rosa Quintana in ihrer Morgen-Show. So sei es auch „zynisch und unpatriotisch“ gewesen, als vergangenes Jahr der Gaming-Star El Rubius seinen 39 Millionen Followern erklärte, auch er wolle jetzt nach Andorra ziehen. Das Video, in dem er nebenbei auch die niedrigen Steuern erwähnte, sorgte in Spanien für so viel Wirbel in der Presse, dass der YouTuber es letztendlich sogar selbst wieder von der Plattform löschte. Später erklärte der Gamer, er sei einfach auf der Suche nach Anonymität auf den Zwergenstaat gestoßen.
Bei Fans weiterhin hoch im Kurs
Dem Erfolg der Social-Media Stars tat die Aufregung um die vermeintliche „Steuerflucht“ jedenfalls keinen Abbruch. Influencer und YouTuber können ihre Reichweiten während der Krise weiterhin stark ausbauen.
Kommentare
Keine Kommentare vorhanden.