Bauernbund über Proteste in den Niederlanden: "Verstehen Perspektivlosigkeit"
Die “Green Deal”-Vorhaben der Regierung bedrohen die Existenzen vieler Bauern in den Niederlanden. Sie rebellieren, proben mit Traktoren und Heugabeln den Aufstand. Die Nerven liegen blank. Polizisten gaben bereits Schüsse ab. In den Supermärkten werden Nahrungsmittel knapp. Kann es auch in Österreich so weit kommen?
EU-Kommissar Frans Timmermans will, dass in ganz Europa zehn Prozent der Flächen stillgelegt werden – alles im Dienste der Stickstoffreduzierung. Den Bauern droht Enteignung: Sie sollen ihren Betrieb freiwillig aufgeben und dafür entschädigt werden, gleichzeitig aber zusichern, nie mehr wieder einen landwirtschaftlichen Betrieb aufzunehmen. Was sagt der heimische Bauernbund dazu? Gibt es Unterstützung aus Österreich für die Rebellen aus den Niederlanden? Der eXXpress hat nachgefragt.
Bauernbund: Versorgungssicherheit hat Priorität
„Der Green Deal stammt aus einer Zeit mit anderen Voraussetzungen”, stellt Bauernbund-Präsident Georg Strasser klar. Der russische Angriffskrieg in die Ukraine habe gezeigt, dass die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln oberste Priorität habe. “Unter diesem Aspekt fordern wir beim Green Deal Nachschärfungen, einen realistischen Zugang und eine ordentliche Folgenabschätzung der Auswirkungen auf die Lebensmittelproduktion. Wenn rund um Europa Hungersnöte drohen, dürfen wir die Produktion von Lebensmitteln nicht erschweren.“
Österreicher schätzen die Arbeit der Bauern sehr
Die Pläne der niederländischen Regierung könnten für ein Drittel der bäuerlichen Betriebe das Aus bedeuten. “Die Protestaktionen der niederländischen Bauern zeigen deren Angst um ihre Existenz. Wir verstehen ihre Perspektivenlosigkeit“, so Strasser gegenüber dem eXXpress.
Mit Österreich könne man die Situation aber schon deshalb nicht vergleichen, da hierzulande die Bevölkerung die Arbeit der Bauern schätzen würde. Die Bauern seien zudem selbst im politischen Diskussionsprozess eingebunden.
Regale bleiben leer
Wie dramatisch die Lage wird, wenn die Bauern rebellieren, sieht man daran, dass es bereits am dritten Tag der Proteste spürbare Auswirkungen in der Versorgung zu vermelden gibt. Regale in Supermärkten bleiben leer. “Die Versorgung mit Lebensmitteln in Österreich und in Europa ist nach wie vor gesichert”, beruhigt der Bauernbund-Präsident. Die Bundesregierung erkenne die strategische Bedeutung einer regionalen Lebensmittelproduktion an.
Regierung setzt Schützenpanzer gegen demonstrierende Bauern ein!
Viele niederländische Bürger unterstützen die Proteste der Landwirte. Die Regierung wirkt ratlos. Sie hat mittlerweile Panzer zu den Protestzügen geschickt. Doch der Zorn der Bauern kennt keine Grenzen. Er richtet sich vor allem gegen Umweltministerin Christiane van der Wal, letztlich aber gegen die gesamte niederländische Regierung. Diese hat neue und EU-konforme Düngevorschriften erlassen, die auf nichts weniger als die Enteignung unzähliger Bauern hinauslaufen.
Ein „Nationaler Programm für den ländlichen Raum“ gibt an, um wie viel die Stickstoffemissionen bis 2030 pro Gebiet reduziert werden müssen. Die Bauern müssten sich demnach von ihren Tieren trennen und ihre Ställe schließen – wo wie von EU-Kommissar Frans Timmermans gewünscht. Der EU-Politiker will nämlich, dass in ganz Europa zehn Prozent der Flächen stillgelegt werden – das alles im Dienste der Stickstoffreduzierung.
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