Parallel zum deutschen Atomausstieg: Eon erhöht die Strompreise um 45 Prozent
Am Samstag sind in Deutschland die letzten drei AKWs vom Netz gegangen. Zwei Tage zuvor hat der deutsche Energiekonzern Eon angekündigt, seine Strompreise zum 1. Juni um bis zu 45 Prozent zu erhöhen. Experten sehen einen deutlichen Zusammenhang.
Während die drei letzten Atomkraftwerke am vergangenen Samstag in Deutschland vom Netz genommen wurden (Emsland, Neckarwestheim II und Isar II), trudelte für die Stromkunden in Nordrhein-Westfalen (NRW) eine Hiobsbotschaft ein. Der marktführende Stromanbieter Eon kündigte an, den Strompreis zum 1. Juni dieses Jahres um bis zu 45 Prozent anzuheben.
Weil Eon Marktführer ist, dürften viele andere Energiekonzerne in Deutschland bei den Strompreisen nachziehen. Für Energieexperten kommt der Preisschub nicht von ungefähr, kommt doch Eon und anderen Stromanbietern durch den Wegfall der Atomkraft billiger Strom abhanden.
Das Vergleichsportal Verivox berechnet, was das für einen Dreipersonen-Haushalt in NRW bedeutet, der von Eon in der Grundversorgung beliefert wird: Er zahlt ab Juni 2125 Euro für einen Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden Strom. Verbraucherschützer sind alarmiert. „Die Steigerungen, die Eon angekündigt hat, sind sehr drastisch“, sagte Amelie Vogler, Energieexpertin der Verbraucherzentrale NRW.
Gas und Strom sind schon im zweiten Halbjahr des Vorjahres stark gestiegen
Ein Sprecher des Konzerns erklärte die Erhöhung so: “Wir haben die vielfach teureren Einkaufskosten während der Energiekrise überdurchschnittlich lange für unsere Kunden abgefedert.” So wie andere Energiekonzerne habe auch Eon im vergangenen Jahr an den Großhandelsmärkten zu hohen Preisen zukünftige Energiemengen für Kunden sichern müssen: „Daher ist es unvermeidbar, dass sich dies zeitlich versetzt, aber immer noch gedämpft auch in den Endkundenpreisen niederschlägt.“ Die Krise sei noch nicht vorbei.
Die Preise für Gas und Strom sind in Deutschland im zweiten Halbjahr 2022 ohnehin schon stark gestiegen. Für private Haushalte kletterte der Gaspreis im Vergleich zur ersten Jahreshälfte durchschnittlich um 16,2 Prozent auf 9,34 Cent pro Kilowattstunde, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum legten die Gaspreise um 36,7 Prozent zu.
Die Strompreise erhöhten sich weniger deutlich. Private Haushalte zahlten 4,4 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2022 und damit durchschnittlich 34,96 Cent pro Kilowattstunde. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum ergab sich ein Plus von 6,4 Prozent.
HOURS BEFORE CLOSING REACTOR, GERMAN UTILITY ANNOUNCES 45% PRICE RISE
— Mark Nelson (@energybants) April 16, 2023
As Eon closed nuclear, by far its cheapest reliable power, it announced a big jump for many customers from what are already some of Europe's highest prices.
Helps buy carbon permits.https://t.co/kWv4X0urHw pic.twitter.com/9gDv45fpPx
Kommentare