
Wirecard-Prozess beginnt: Anklage wegen 3,1 Milliarden Euro Schaden
Es geht um den möglicherweise größten deutschen Betrugsfall seit 1945. Bis zum Zusammenbruch im Juni 2020 galt Wirecard als erfolgreicher Technologiekonzern. Seit Sommer 2020 befindet sich der frühere Wirecard-Chef Braun in Untersuchungshaft.

In München beginnt am Donnerstag der Wirecard-Strafprozess um den mutmaßlich größten Betrugsfall in Deutschland seit 1945. Die Staatsanwaltschaft wirft dem früheren Wirecard-Vorstandschef, dem Österreicher Markus Braun, und seinen beiden Mitangeklagten vor, eine kriminelle Bande gebildet, die Konzernbilanzen gefälscht und Kreditgeber um 3,1 Mrd. Euro geprellt zu haben. Die vierte Strafkammer des Münchner Landgerichts hat rund 100 Verhandlungstage bis ins Jahr 2024 angesetzt.
Braun weist alle Vorwürfe zurück
Für den ersten Tag ist im Wesentlichen die fünfstündige Verlesung des 89 Seiten umfassenden Anklagesatzes eingeplant. Absehbar sind schon vor Prozessbeginn einander widersprechende Aussagen der Angeklagten: Ex-Vorstandschef Braun weist die Vorwürfe zurück.
Oliver Bellenhaus hingegen, der mitangeklagte frühere Leiter der Wirecard-Tochtergesellschaft in Dubai, dient der Staatsanwaltschaft als Kronzeuge. Bellenhaus will laut Verteidigung kooperativ aussagen und sich seiner Verantwortung stellen. Beide sitzen in Untersuchungshaft. Der dritte Angeklagte ist der frühere Chefbuchhalter des Wirecard-Konzerns. Er wird im Gerichtssaal voraussichtlich die Aussage verweigern.
Die Schlüsselfigur – Vertriebschef Jan Marsalek – fehlt
Abgeschlossen sind die Wirecard-Ermittlungen längst nicht, auch wenn nun der Prozess beginnt. Flüchtig ist nach wie vor der frühere Vertriebschef Jan Marsalek (Maršálek), eine weitere Schlüsselfigur. Es wird vermutet, dass der Österreicher in Moskau untergetaucht ist.