Gewessler zu Gas-Stopp: Niemand weiß, ob Putin in zehn Tagen wieder aufdreht
Ab Morgen sind wir Putins Gnaden ausgeliefert: Mit der beginnenden “Wartung” der Gaspipeline Nord Stream 1 wird weniger Gas nach Europa fließen, befürchtet Energieministerin Gewessler (Grüne). Aber wenn (!) Putin am 21. Juli den Hahn wieder aufdreht, sei ja alles gut.
Am morgigen Montag tritt ein, wovor der eXXpress schon vor Monaten gewarnt hat – und trotz aller Warnungen hat Österreichs grüne Energie- und Klima-Ministerin Leonore Gewessler keine Alternativen für eine sichere Gasversorgung bieten können: Vom 11. bis 21. Juli dreht Putin (genauer sein Pipeline-Unternehmen Nord Stream AG) beide Röhren zu, die das russische Gas nach Deutschland und auch nach Österreich bringen.
Morgen, am 11. Juli, beginnt die Wartung der Pipeline #Nordstream1. In diesem Zeitraum wird es zu geringeren Gaslieferungen nach Ö kommen. Die Arbeiten wurden schon lange angekündigt und wir haben sie natürlich in unseren Berechnungen berücksichtigt. (1/3)
— Leonore Gewessler (@lgewessler) July 10, 2022
21. Juli ist kritisches Datum
Der kritische Zeitpunkt sei die geplante Wiederinbetriebnahme der Pipeline, die für den 21. Juli geplant sei. “Niemand kann heute prognostizieren, ob die Lieferungen danach vollumfänglich wiederaufgenommen werden. Der 21. Juli ist deshalb ein kritisches Datum für die Gasversorgung in ganz Europa”, betonte Gewessler.
Wobei Nord Stream 1 für die direkten Gaslieferungen nach Österreich nur eine untergeordnete Rolle spiele. “Österreich wird vorwiegend über das Leitungssystem über die Ukraine beliefert. Trotzdem wird durch den vollständigen Lieferausfall über Nordstream 1 aufgrund der Wartungsarbeiten auch in Österreich ein deutlicher Lieferrückgang erwartet”, heißt es in der Aussendung.
Auch mit Gas ist es schon schwer genung
Die deutsche Bundesregierung hat die Ausfuhrgenehmigung Kanadas für reparierte Turbinen für die Gaspipeline Nord Stream 1 heute begrüßt. “Wir begrüßen die Entscheidung unserer kanadischen Freunde und Verbündeten”, teilte ein Sprecher der Regierung am Sonntag mit. Das Bundeswirtschaftsministerium würdigte einen “guten und konstruktiven Austausch mit der kanadischen Regierung”. Die kanadische Regierung hatte am Samstag eine zeitlich befristete Sondergenehmigung für die Ausfuhr erteilt, die wegen der Sanktionen gegen Russland infolge des Ukraine-Kriegs erforderlich war. Die reparierten Turbinen können demnach an Deutschland geliefert werden.
Der kanadische Minister für natürliche Ressourcen, Jonathan Wilkinson, verwies dabei darauf, dass die deutsche Wirtschaft ohne eine ausreichende Versorgung mit Erdgas “sehr große Schwierigkeiten” haben werde. Die deutschen Haushalte liefen zudem “Gefahr, dass sie ihre Häuser im bevorstehenden Winter nicht heizen können.”
Habeck setzte sich für Freigabe der Turbine ein
Russland hatte den Ausfall einer Turbine Mitte Juni als einen Grund für die Drosselung seiner Gaslieferungen über die Nord-Stream-Pipeline angeführt. Die deutsche Bundesregierung zweifelte diese Argumentation an.
Die deutsche Bundesregierung hatte sich in den vergangenen Wochen bei Kanada intensiv um die Freigabe der Turbinen bemüht. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte der kanadischen Regierung vorgeschlagen, die Turbine an Deutschland zu liefern, wenn das die Entscheidung rechtlich einfacher mache.
Kommentare