Große Summen vom Kreml erhalten? Kritik an Umweltschützern wächst
Zunächst versuchte Greenpeace den Vorwurf lächerlich zu machen: Russland soll zig Millionen Euro in Umweltschutz-Organisationen gesteckt haben. Mittlerweile häufen sich allerdings die Belege dafür. So soll vor allem Europas Abhängigkeit von russischem Gas erhöht worden sein.
Die USA konnten in den vergangenen 15 Jahren ihren CO2-Ausstoß deutlich mindern, vor allem indem sie Kohle durch gefracktes Erdgas ersetzten, denn dieses setzt pro Energieeinheit deutlich weniger CO2 frei. Dabei ließ sich die US-Politik offensichtlich kaum von jenen Umweltschutzorganisationen beeindrucken, die seit Jahren das Fracking blockieren. In Europa hatten die Umwelt-NGOs wesentlich mehr Erfolg. Davon profitiert hat vor allem Russland.
82 Millionen Euro an europäische Klima-NGOs
Tatsächlich soll der Kreml bis vor wenigen Jahren um die 82 Millionen Euro an europäische Klimaschutzverbände überwiesen haben. Das steht in einem Bericht des Martens Centre for European Studies – einer europäischen politischen Stiftung. Ziel sei gewesen, die Erdgasförderung in Europa zu verhindern und die Abhängigkeit von russischem Gas zu erhöhen.
Russland sei von Gasimporten der EU abhängig, erzählte ein Informant den Wissenschaftlern. „Die russische Regierung hat daher 82 Millionen Euro in NGOs investiert, deren Aufgabe es ist, die EU-Regierungen davon zu überzeugen, die Schiefergasexploration zu stoppen“, heißt es im Bericht weiter.
Russische Medien beteiligten sich an Anti-Fracking-Kampagne
Tatsächlich blieben in Europa sämtliche Schiefergas-Vorkommen unter der Erde. Die Grünen stemmen sich bis heute dagegen. Es geht beim Fracking darum, über Bohrungen ein Wasser-Sand-Chemikalien-Gemisch in tief gelegenes Gestein zu pressen, sodass dort Risse entstehen und Gas entweicht.
Russische Medien beteiligten sich an der Anti-Fracking-Propaganda. „Russia Today“ behauptete etwa , die Erdgasförderung würde Krebs bei Kindern auslösen. Auch Wladimir Putin lag das Thema am Herzen, wie mehrere Politiker berichten.
„Putin sah im Fracking eine große Bedrohung für Russlands Interessen“
Die US-Sicherheitsexpertin Fiona Hill – sie war Direktorin für Europa und Russland im Nationalen Sicherheitsrat der Trump-Regierung – berichtete von einem Gespräch mit Putin im November 2011. Dabei habe der russische Präsident gegenüber Experten und Journalisten klargemacht, dass er Fracking in den USA als „eine große Bedrohung für russische Interessen“ bewertete. „Wir waren alle erstaunt, wie sehr er dieses Thema angesprochen hat“, erzählte Hill.
Der ehemalige NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen warnte im Jahr 2014: Russland habe Umweltorganisationen unterstützt, „um europäische Abhängigkeit von russischem Gas zu erhalten“. Greenpeace versuchte die Vorwürfe lächerlich zu machen. „Was rauchen die im Nato-Hauptquartier, dass sie solche Anschuldigungen verbreiten?“, konterte die NGO. Die NATO und ihr jetziger Generalsekretär Jens Stoltenberg halten an der Darstellung bis heute fest.
Plötzlich waren in Bulgarien und der Ukraine Umweltorganisationen da
„In Ländern wie Bulgarien und der Ukraine, die sich zuvor wenig um die Umwelt gekümmert hatten, aber bei der Energieversorgung stark von Russland abhängig sind, regte sich plötzlich gut organisierter und finanzstarker Umweltwiderstand gegen Fracking in Europa“, berichtete ein NATO-Vertreter der Fachzeitschrift „Foreign Policy“. „Ähnliche Bewegungen haben sich auch gegen Europas Pläne zum Bau von Pipelines gerichtet, die eine Alternative zur Abhängigkeit von Moskau bieten würden.“
Ins selbe Horn stoßen US-Energiefirmen und Medien, die über Dokumente berichten, denen zufolge Millionenbeträge aus Russland an amerikanische Umweltorganisationen geflossen sind, deren Propaganda dort aber anscheinend weniger erfolgreich war als in Europa. „Wir haben Gazprom-Finanzierung bei Umwelt-NGOs festgestellt“, bestätigt auch Dominique Reynié von der französischen „Stiftung für politische Innovation“ gegenüber einem Forschungsinstitut.
Europäische Investoren und Regierung wandten sich vom Fracking ab
Fakt ist: In Europa wandten sich Investoren vom Fracking ab, obwohl es von Wissenschaftlern und in Studien empfohlen wirde. Die EU hatte etwa zunächst festgestellt, dass in Schiefergestein enthaltenes Gas mittels Fracking „zur Versorgungssicherheit der EU und ihrer Wettbewerbsfähigkeit beitragen kann“.
„Firmen standen bereit, das heimische Erdgas zu erschließen“, schreibt der deutsche Wissenschaftsjournalist Axel Bojanowski. „In Deutschland aber hat die Bundesregierung Fracking 2017 sogar verboten, obwohl sämtliche wissenschaftliche Gutachten grünes Licht für Fracking in Deutschland gegeben hatten.
Europa drosselte seine Förderung von Erdgas und erhöhte die Abhängigkeit von Russland
Europa drosselte die Förderung seines Erdgases radikal, wie Bojanowski unterstreicht. „Vor 15 Jahren hatte es mehr Gas produziert als Russland exportierte, vor Beginn des Kriegs in der Ukraine exportiert Russland dreimal mehr Erdgas als Europa produziert.“ Allein von 2015 bis 2019 sind Russlands Erdgasimporte nach Europa um ein Drittel gestiegen, der gesamte Kontinent deckte bis zum Krieg rund 40 Prozent seines Bedarfs mit russischem Erdgas.
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