Handy & Krebs: Neue Studie liefert endlich Antworten
Ist Mobilfunk krebserregend? Seit Jahrzehnten sorgt diese Frage für ähnlich viel Diskussionsstoff wie zurzeit die Impfpflicht. Eine neue Studie soll nun Antworten geben.
Seit dem Vormarsch des Handys als ständiger Begleiter unseres täglichen Lebens schwingt, neben allem Kult rund ums Mobiltelefon, doch auch immer unterschwellig die Angst und Sorge vor möglichen negativen Auswirkungen der Handystrahlung mit. Nicht umsonst machen manche Firmen gute Umsätze mit der Herstellung von eigenen Schutzvorrichtungen, die vor ebendieser Strahlung schützen sollen.
Nun gibt eine neue Studie allerdings Entwarnung: Handys sind höchstwahrscheinlich nicht krebserregend, so das erleichternde Fazit der groß angelegten Untersuchung “Mobi-Kids”. Dabei wurden 900 krebskranke Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 10 und 24 Jahren aus insgesamt 14 Ländern beobachtet.
“Unsere Studie liefert keine Hinweise auf einen kausalen Zusammenhang zwischen der Nutzung von Mobiltelefonen und Hirntumoren bei jungen Menschen”, schreiben die Autoren im Fachblatt “Environment International”. Vollständig auszuschließen sei ein gewisses Risiko zwar nicht, dieses wäre jedoch höchstens “geringfügig erhöht”.
"Zusammenhang wäre Gamechanger gewesen"
“Die Studie schließt eine wichtige Lücke”, meinte der nicht beteiligte Umweltepidemiologe Martin Röösli vom Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Institut. Nachsatz: “Hätte sich ein Zusammenhang zwischen Mobilfunk und Krebs auch nur angedeutet, wäre es ein Gamechanger gewesen.”
Der Mediziner Bernhard Aufdereggen ergänzt: “Es ist eine gute Nachricht, dass bei der Gefahr für Hirntumore bei Kindern weitgehend entwarnt werden kann.”
Studie überraschte mit vermeintlichen Schutz gegen Krebs
Für die Untersuchung mussten die Probanden rückwirkend ihre Mobiltelefonnutzung einschätzen. Ein Viertel der Teilnehmer verwendete die Geräte länger als zehn Jahre, bei den 20- bis 24-Jährigen war es sogar die Hälfte. Um das Risiko zu bestimmen, verglichen die Forscher die Daten der Krebspatienten mit den Daten von Kontrollpersonen mit gleichem Alter, Diagnosedatum und aus der gleichen Studienregion. “Mobi-Kids” ist die größte Untersuchung mit Kindern und Jugendlichen zum Thema. Finanziert wurde sie mit öffentlichen Geldern der einzelnen Länder sowie der EU.
Überraschend: Laut der Studie scheinen Mobiltelefone sogar vor Hirntumoren zu schützen. Je mehr das Handy verwendet wurde, desto tiefer sank das Krebsrisiko. Die Autoren gehen jedoch nicht davon aus, dass dieser präventive Effekt real ist. Eine Begründung für das vermeintliche Phänomen könnte sein, dass bei den meisten Krebspatienten die Eltern über den Handy-Gebrauch Auskunft gaben – in der Kontrollgruppe waren es die Teilnehmer selbst. Eine weitere Erklärung wäre, dass die Kinder mit Hirntumor bereits vor der Diagnose Beschwerden hatten, die sie von häufigem Telefongebrauch abhielten. Unter der Berücksichtigung dieser Faktoren fällt der schützende Effekt weg.
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