Oberst Markus Reisner, jetzt auch Kommandant des Garde-Bataillons, beobachtet als Top-Experte der österreichischen Streitkräfte den Krieg im Osten Europas ganz genau. Jetzt liefert der Offizier eine neue Analyse zum dramatischen und blutigen Konflikt zwischen der Ukraine und Russland: “Es wird von Woche zu Woche und von Monat zu Monat immer verheerender. Ein Ende ist derzeit nicht in Sicht.”

Oberst Reisner definiert auch das aktuell größte Problem der ukrainischen Regierung: “Das Wichtigste für die Ukraine und Selenskyj ist es jetzt, den ukrainischen Verteidigungswillen aufrechtzuerhalten und die Menschen durch den Winter zu bringen”. Demnächst beginne die Schlammperiode in der Ukraine, danach komme der Frost. Im Winter werde weniger gekämpft werden, “aber Marschflugkörper und ballistische Raketen können auch im Winter fliegen”. Reisner: “Die Russen haben schwere Fehler gemacht und massive Rückschläge erlitten, aber sie sind noch nicht am Ende.”

Bundesheer-Experte Oberst Markus Reisner im exxpressTV-Studio mit Chefredakteur Richard Schmitt

Reisner: "Irgendwann wird es keine wehrfähigen Ukrainer mehr geben"

Dass der Krieg noch länger dauern wird, zeigt sich auch an der ersten Mobilmachung der russischen Reservisten, die deutlich größer sei, als der Kreml offiziell behauptet habe, sagt Reisner: Es seien nicht 300.000, sondern mehrere Hunderttausend, die rekrutiert werden.

Und es werde hauptsächlich in den entlegenen Regionen Russlands rekrutiert, dort würden praktisch alle Männer im wehrfähigen Alter zur Musterung geholt, um zu sehen, “wer überhaupt geeignet ist”. Potenziell hätte Russland 30 Millionen Reservisten. Sollten diese Soldaten an die Front kommen, so müssten sie erst von den ukrainischen Streitkräften “niedergekämpft werden”.

Reisner sieht das auf lange Sicht ebenfalls als großes Problem für die Ukrainer, weil sie – die ins Ausland geflüchteten Frauen und Kindern abgezogen – insgesamt 35 Millionen Menschen zählen.

Und das ukrainische Militär befinde sich bereits in der vierten Mobilisierungswelle, berichtet Reisner: “Das bedeutet, dass auch jeder ab 45 Jahren plus eingezogen wird”. Selbst wenn der Westen immer mehr Waffen ins Land schickt, werde es “irgendwann keine wehrfähigen Ukrainer mehr geben”. Und genau darauf spekuliere Russland. Und gerade darum sucht die Ukraine schon jetzt die Entscheidung.

Auch die Ukrainer erleiden hohe Verluste - und sind bereits in der vierten Rekrutierungswelle, Selenskyj beordert nun auch schon Männer im Alter von über 45 Jahren zur Armee.