11 Monate lang: Ibiza-Detektiv chattete mit Kabinettsmitarbeiter von Vizekanzler Werner Kogler
Sie chatteten elf Monate lang auf den Verschlüsselungs-Apps “Threema” und “Signal”: Wie jetzt die Zeugenaussage eines Kabinettmitarbeiters von Vizekanzler Werner Kogler bei der Soko Ibiza belegt, war der Grüne auch nach dem Abtauchen mit dem kürzlich inhaftierten Ibiza-Detektiv H. in Kontakt. Die Grünen bringt diese enge Verbindung nun massiv unter Druck.
Dass jetzt auffliegt, dass der Kabinettsmitarbeiter bis April 2020 mit dem europaweit gesuchten Haupttatverdächtigen im Ibiza-Krimi bis April 2020 einen höchst seltsamen Chat-Dialog geführt hat, ist für den grünen Vizekanzler alles andere als angenehm: Immerhin ist dieser Mitarbeiter zuvor schon bei der Partei der Grünen beschäftigt gewesen (von 2013 bis 2018) und heuerte dann beim Wahlkampfteam von Alexander Van der Bellen vor der Präsidentschaftswahl 2016 an. Weil der Ibiza-Detektiv H. vermutet hat, dass dieser Grüne weiter einen “guten Draht” zum Bundespräsidenten hatte, zeigte der Haupttatverdächtige ihm zehn Tage vor dem Hochgehen der Ibiza-Politbombe im Mai 2019 bei einem seltsamen Treffen im Luxushotel Melia auch Teile des Ibiza-Videos.
Europaweiter Haftbefehl - und grüner Kabinettsmitarbeiter war in Kontakt mit Detektiv H.
Der Grüne erstattete aber keine Anzeige. Auch seinen Ex-Chef, den Bundespräsidenten, und dessen engste Mitarbeiter will er nicht vom Belastungsvideo informiert haben – obwohl sich diese 24 Stunden vor Veröffentlichung des Ibiza-Videos laut Kalendereintrag zu einem “Team-Meeting” über “Korruptionsvorwürfe Strache/Gudenus” getroffen haben.
“Diese neuen Fakten bringen jetzt den grünen Vizekanzler Werner Kogler ziemlich unter Druck. Hatte er wirklich nie von seinem Kabinettsmitarbeiter, der immerhin eine Sektion leitet, davon gehört, dass dieser weiter in Kontakt mit einem Haupttatverdächtigen im Ibiza-Politkrimi steht? Warum hat dieser Grüne nie die Kripo informiert, als der Detektiv bereits europaweit gesucht worden ist”, schüttelt Prof. Gert Schmidt, der Herausgeber der EU-Infothek.com, den Kopf. Gert Schmidt ist einer in der Causa Ibiza bestinformierten Österreicher, er recherchiert bereits seit Mai 2019 in diesem Fall. Schmidt zum eXXpress: “Hoffentlich kam die Staatsanwaltschaft auf die Idee, das Handy des Grünen zu beschlagnahmen und die Chats zu rekonstruieren.”
Immerhin könnten auf diesen Chats wertvolle Hinweise auf mögliche Hintermänner und/oder Financiers zu finden sein. Allein schon die Aufenthaltsorte des jetzt inhaftierten Gesprächspartners des Kogler-Mitarbeiters wären hochinteressant.
Der Grüne über H.: "Kam mir wie sein Psychotherapeut vor."
Werner Koglers Referent im Ministerium für Kunst, Kultur und Sport wollte bei der Zeugeneinvernahme durch die Soko Ibiza am 3. Februar die monatelange Chat-Freundschaft mit dem Typen, der für eine Staatskrise gesorgt hat, als sehr harmlos darstellen. Zitat: “Er sagte, dass er sich verfolgt fühle. Ich antwortete: ,Ja, eh’. Er regte sich über alles auf. Ich kam mir manchmal wie sein Psychotherapeut vor.” Aufzeichnungen über die Chats hat der Grüne keine mehr: “Es gab verschwindende Nachrichten und so etwas.”
Vielleicht hat die Staatsanwaltschaft Möglichkeiten, diese Chat-Verläufe zu rekonstruieren. Bei anderen Mobiltelefonen ist dies ja auch gelungen.
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