Innovationskraft in Deutschland nimmt ab – immer weniger Start-Ups
Immer mehr potentielle Firmengründer wagen nicht den Sprung in die Selbstständigkeit. Neben der schwachen Konjunktur sind auch hohe Steuern und Belastungen für Unternehmer ein häufiger Grund, um lieber im Ausland durchzustarten.
Wegen der unsicheren Konjunktur scheuen viele potenzielle Firmengründer den Sprung in die Selbstständigkeit. Im vergangenen Jahr sind in Deutschland 2618 Start-ups hinzugekommen – das sind 18 Prozent weniger als im Jahr davor, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie des Start-up-Verbandes und des Branchendienstes Startupdetector.
Stärkster Einbruch seit 2019
Im zweiten Halbjahr belaufe sich das Minus sogar auf 33 Prozent. Das sei der stärkste Einbruch in einem Sechs-Monats-Zeitraum seit Beginn der Datenreihe 2019.
“Gegen die schwierige konjunkturelle Lage ist auch das Start-up-Ökosystem nicht immun”, sagte Magdalena Oehl, stellvertretende Vorsitzende des Start-up-Verbandes. “Der Rückgang bei Neugründungen kann für die ohnehin schon lahmende Innovationskraft Deutschlands zum Problem werden.” Daher müsse unter anderem der Zuzug von Fachkräften erleichtert werden. Ähnlich argumentierte auch der deutsche Digitalverband Bitkom. Dessen Präsident verwies unlängst auf 137.000 offene Stellen im IT-Bereich und mahnte eine “digitale Zeitenwende” an.
München beliebter als Berlin
Start-ups siedelten sich auch 2022 bevorzugt in Ballungsräumen und im Umfeld großer Universitäten an, ergab die Studie des Start-up-Verbandes weiter. Dabei habe München mit 14,5 Gründungen je 100.000 Einwohner erstmals Berlin vom Thron gestoßen. Allerdings blieb die Hauptstadt einer Erhebung der Beratungsfirma EY Spitzenreiter bei Investitionen von Wagniskapitalgebern in Deutschland. Knapp die Hälfte der insgesamt 9,9 Milliarden Euro seien 2022 dorthin geflossen.
Investments im Bereich Klimaschutz besonders wahrscheinlich
Besonders eifrige Firmengründer sind dem Start-up-Verband zufolge Experten aus den Bereichen Blockchain-Technologie, die Bitcoin zugrunde liegt, sowie Klimaschutz. Hier liege das Plus bei 65 Prozent beziehungsweise 14 Prozent. Um bis zu 39 Prozent niedriger sei dagegen die Zahl der Neugründungen im Online-Handel, bei Software und Finanztechnologie (FinTech) ausgefallen. Der Kapitalzufluss sei dort um 83 beziehungsweise 65 Prozent eingebrochen, schrieben die Autoren der EY-Studie.
Die Bekämpfung des Klimawandels bietet Start-ups Experten zufolge auch 2023 große Chancen. Ungeachtet der wirtschaftlichen Unwägbarkeiten könnten Firmen auf reichlich frisches Geld von Wagniskapitalgebern und anderen Investoren hoffen. EY zufolge flossen im vergangenen Jahr 1,5 Milliarden Euro in diesen Bereich.
Kommentare
Irgedwann um 2010 herum hatte ich gelesen, dass alle 4 Minuten ein Deutscher auswandert. Das ist halt jetzt das Ergebnis. Und jene, die da bleiben wollen Work-life-balance und sich daher keinen Haxn ausreißen. Neue deutsche Startups sind halt jetzt Friseure und Gemüsehändler. Detto in Österreich.
Das verwundert doch hoffentlich niemanden? Mit all diesen Auflagen und den hohen Lohnneben- sowie Betriebskosten, ist es Start-Ups nur noch schwer möglich langfristig zu überleben. Auch in Österreich ist das Interesse an Selbständigkeit zwar sehr hoch (durch das veraltete Sklaventum der Arbeitgeberschaft konstruiert), allerding werden viele vom bürokratischen System und den zu hohen Kosten abgeschreckt. In der EU sind ohnehin keine Klein- und Mittelständischen erwünscht. Und die Großkonzerne werden in Billiglohnländer übersiedeln. Die EU zerstört unsere Wirtschaft und das mit voller Absicht.