Kiew ist frustriert: Nun liefert Kanada die Gasturbine – trotz Sanktionen
Die kanadische Regierung unter Justin Trudeau hat Selenskyjs Drängen ignoriert: Das Land liefert eine Turbine für die Nord-Stream-Gaspipeline. Kanzler Olaf Scholz hatte zuvor darum gebeten. Nun könnte schon bald wieder mehr Gas nach Deutschland fließen. Für Kiew ist das ein Dammbruch, der die Sanktionen auflockert.
Die kanadische Regierung beabsichtigt, eine Turbine an die Nord-Stream-Gaspipeline zu liefern. Das dürfte zwar die Sanktionen gegen Russland verletzen, geschieht aber im Einvernehmen mit Deutschland: Dem Land bereitet die reduzierte Gaslieferung zunehmend Sorgen. Die russische Regierung versicherte sogleich, man werde die Gaslieferungen wieder erhöhen, sobald die in Kanada reparierte Nord-Stream-1-Turbine nach Russland zurückgebracht werde.
Die Ukraine hat versucht, Kanada von dieser Entscheidung abzuhalten
Sollte das tatsächlich eintreten, könnte Deutschland aufatmen. Ein kalter Winter dürfte dem Land dann erspart bleiben. Während Berlin auf weitere Gaslieferungen aus Russland hofft, wächst die Frustration in Kiew. Dort hält man die Entscheidung für „unvernünftig und gefährlich für das Sanktionsregime“.
Kanada hatte sich auf Deutschlands Ersuchen hin dazu entschlossen, die Gasturbine zu liefern. Die Ukraine hatte versucht, dies zu verhindern – der eXXpress berichtete. Kiew zufolge verfügt die Russische Föderation über genügend technische Pumpkapazitäten.
Kiew: Russland hat einen Vorwand zur Aufhebung der Sanktionen geschaffen
Gemäß einem zwei-seitigen Schreiben des ukrainischen Energieministers Herman Haluschtschenko ist Russland technisch sehr wohl in der Lage, die Versorgung sofort und kostenlos wiederherzustellen. Moskau habe Transitkapazitäten durch die Ukraine unter Vertrag genommen und bezahlt – und nutze diese zurzeit nicht.
Mit anderen Worten: Moskau selbst führe einen Präzedenzfall zur schrittweisen Aufhebung der Sanktionen herbei. „Wir halten es für äußerst wichtig, gemeinsam zu handeln, um die Fähigkeit zu bewahren, sich dem monopolistischen Verhalten und der Erpressung von Gazprom zu widersetzen“, forderte der ukrainische Minister.
Moskau widerspricht Kiew
Der Kreml weist die Vorwürfe zurück: Niemand habe irgendwelche Reparaturen erfunden, erklärte Regierungssprecher Dmitri Peskow. Das staatliche russische Gasunternehmen Gazprom hatte Mitte Juni seine Gas-Lieferungen über die North Stream 1-Pipeline um 40 Prozent gekürzt. Nach Angaben der Russen war dies aufgrund „nicht rechtzeitig durchgeführter Reparaturarbeiten durch Siemens“ erforderlich.
Später erklärte die Russische Föderation, Probleme bei der Reparatur von Turbinen für Nord Stream in Kanada könnten zu einem vollständigen Stillstand des Projekts und zu einer „Katastrophe für Deutschland“ führen.
Daraufhin forderte Deutschland im Juli Kanada offiziell auf, die Aufhebung der Sanktionen zu genehmigen und die Turbine zu liefern. Man wolle Russland nicht länger einen Vorwand geben, um nicht mehr Gas zu liefern, erklärte Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).
Kommentare