ORF erklärt Wiener Impf-Schwund mit Alterslüge
Ausgerechnet im bevölkerungsreichsten Stadtteil von Wien ist die Impf-Quote am niedrigsten. Laut einem Bericht im ORF Radio liegt das daran, dass in Favoriten verhältnismäßig viele junge Menschen leben – doch die offizielle Einwohnerstatistik widerspricht dieser Darstellung. Eine ganz andere Vermutung drängt sich auf.
Wie berichtet gibt es in Wien starke regionale Unterschiede in der Impfquote: Während in den Bezirken innerhalb des Gürtels sowie in Hietzing und Währing bereits 60 Prozent gegen das Corona-Virus geimpft sind, sind es in Favoriten nur 32 Prozent – der einwohnerreichste Stadtteil von Wien bildet damit das Schlusslicht. Laut einem Beitrag im ORF Radio Wien, der am Dienstag in den Mittagsstunden gesendet worden ist, sei das damit zu erklären, dass verhältnismäßig viele junge Menschen im 10. Bezirk leben und zuletzt ja vorrangig Ältere gegen das Corona-Virus geimpft worden sind. Die Erklärung dürfte aber mit Blick auf die Einwohnerstatistik von Wien zu kurz greifen.
Simmering ist laut Statistik der "jüngste" Bezirk in Wien
Denn der offiziell “jüngste” Bezirk ist laut einer Statistik der Stadt Wien tatsächlich Simmering, wo die Impf-Quote zwar bislang auch nicht wirklich berauschend ist, aber höher jedenfalls als im 10. Interessantes Detail: Obwohl im 10. Bezirk durchaus viele junge Menschen leben, unterscheidet er sich von seiner Altersstruktur nicht wesentlich von der Gesamtbevölkerung in Wien. “Auch bei den Alterspyramiden gibt es Unterschiede. Jene von Favoriten (10.), Meidling (12.), Ottakring (16.), Hernals (17.) und der Brigittenau (20.) sind der Gesamtpyramide Wiens jedoch zum Verwechseln ähnlich”, heißt es dazu in der offiziellen Statistik der Stadt Wien das Jahr 2020 betreffend.
Die Altersstruktur also als einzige Erklärung für die schwache Impfbereitschaft in Favoriten heranzuziehen, greift vor diesem Hintergrund zu kurz. Es drängt sich vielmehr eine weitere Erklärung auf: Zuletzt ist im Rahmen der Veröffentlichung der “Islam-Landkarte” wieder deutlich geworden, dass der 10. Bezirk ein “Hot-Spot” radikaler Muslime ist, etwa der nationalistischen Grauen Wölfe. Während nämlich innerhalb der muslimischen Bevölkerung in Wien durchaus eine Bereitschaft besteht, sich gegen das Corona-Virus impfen zu lassen, stehen Vertreter des politischen Islams dem Thema ablehnend gegenüber. Sie begründen das unter anderen damit, dass Impfungen im Koran umstritten sind. Im Iran hatte etwa ein “islamischer Medizinmann” einen angeblichen Zusammenhang zwischen der Corona-Impfung und Homosexualität propagiert.
Salafisten-Verein machte im Netz Stimmung gegen das Impfen
Vergangenes Jahr hatte beispielsweise laut einer eXXpress-Recherche der salafistische Spendensammel-Verein “Ansaar International”, der heuer vom deutschen Innenministerium verboten worden ist wegen des Verdachts der Terrorfinanzierung, den Schulterschluss zu radikalen Impf-Gegnern gesucht. So bewarb der Verein unter anderem auf seiner Homepage eine umstrittene Petition gegen die Impfpflicht und imitierte dabei die Sprache von Verschwörungstheoretikern, indem er dort von “erschreckenden Komplotten zwischen Pharmaindustrie und einigen korrupten Politikern” schrieb.
Spricht man also über die Gründe, warum in manchen Wiener Bezirken die Impf-Quote höher ist als in anderen, kann die Altersstruktur lediglich ein Erklärungsansatz sein – von vielen.
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