Nach 20 Jahren Einsatz in Afghanistan: Frauen bereiten sich auf die "Hölle auf Erden" vor
Wenn man in der Hauptstadt Afghanistans auf die Straße geht, spürt man die Angst. Eine einzige Frage liegt über den Dächern Kabuls: „Wann kommen sie?“ Knappe 70 Kilometer entfernt sind „sie“ nur noch. Die radikal-islamischen Taliban. Shukria Barakzai, früher Politikerin in Afghanistan, führt in einem Kommentar dem Westen sein Versagen vor Augen.
„Während Sie das lesen, wurden bereits Hunderte Zivilisten geschlachtet“, schreibt Barakzai in der britischen „Daily Mail“. Und sie erzählt Geschichten, die einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Von Müttern, denen die Augen ausgedrückt werden, während ihre Kindern zusehen müssen. Von kleinen Mädchen, die von den Taliban als Sex-Sklavinnen missbraucht werden. „In wenigen Wochen wurde die harte Arbeit von 20 Jahren einfach zerstört“, erzählt sie. Dass die Taliban 2001 besiegt und vertrieben wurden, ist längst vergessen. Sie sind zurück.
Wird Kabul zum zweiten Saigon?
Während sich die USA auf ihren „Saigon-Moment“ vorbereiten und nur noch darauf bedacht sind, ihre eigenen Leute in Sicherheit zu bringen, während Provinz um Provinz in die Hände der Islamisten fällt, bereiten sich Frauen in Kabul auf die Hölle auf Erden vor.
Frauen verschwanden aus der Öffentlichkeit
In den frühen 1990er-Jahren, waren Frauen in Afghanistan gleichberechtigt. Barakzai erinnert sich, wie sie selbst auf der Universität von Kabul studieren konnte. Physik. Sie wollte schreiben. Politik war für „die anderen“ und nicht wichtig. Dann kam die Gewalt. Die islamistischen Mujahideen, die der Soviet Union Jahrzente lang die Stirn geboten hatten wurden zu den Taliban. Sie übernahmen das Land, brachten Chaos und Unterdrückung. Brachten die Sharia. Ab dem Jahr 1996 durften Frauen nichts mehr. Sie wurden aus dem öffentlichen Leben verbannt und unter Burkas versteckt.
Barakzai blieb. Sie wurde in der Straße geschlagen und mehrfach verhaftet. Aber sie hoffte auf die internationale Gemeinschaft. Hoffte auf Unterstützung. Luftschläge der USA und Großbritannien brachten diese Unterstützung fünf Jahre später.
Träume kleiner Mädchen zerstört
„Was folgte, waren 20 Jahre unermüdliche Arbeit und Opfer um den Frauen ihre Rechte zurück zu geben“, schreibt die Aktivistin weiter. Kleine Afghanische Mädchen wagten es wieder, zu träumen. Diese Träume lösen sich nun in Luft auf. Die Taliban stehen vor den Toren Kabuls. Und niemand ist mehr da, um sie aufzuhalten.
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