SPÖ-Bürgeremister Michael Ludwig und sein SPÖ-Stadtrat Peter Hanke haben offenbar keine Glückssträhne: Nach Auffliegen des Milliardendesasters um die Wien Energie, die zu 100 % im Besitz der Stadt Wien ist, folgen nun auch gewisse Seltsamkeiten bei der Auswahl der Experten, die sofort ein “Supersauber-Attest” für die rot-pinke Stadtregierung ausstellen sollten.

So wunderten sich nun Unternehmensprüfer vor allem darüber, dass die Wien Energie für ihr Blitz-Attest für die angebliche korrekte Geschäftstätigkeit die Firma Ithuba involviert hat: Der Vorsitzende des Vorstands der Ithuba Capital ist nämlich Wilhelm Hemetsberger, in Wiens Finanz- und Politik-Blasen als “der rote Willi” bekannt. Und dieser Unternehmer ist einer der zehn Angeklagten, die sich in dem im November beginnenden Strafprozess gegen den grünen Ex-Planungssprecher Christoph Chorherr verantworten müssen. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Chorherr droht bekanntlich eine mehrjährige Gefängnisstrafe, und die Staatsanwaltschaft schreibt in ihrer Anklageschrift über Hemetsberger auf Seite 35: “Das mittelbare Interesse von Mag. Hemetsberger ergibt sich aus einer Vielzahl an Beteiligungen und einer engen Verflechtung mit der Geschäftstätigkeit des T.” Und auch auf Seite 33: “Dass die Zahlungen von H. von Mag. Hemetsberger veranlasst wurden, räumte er selbst ein.”

Verwaltet mit seinem Unternehmen in Wien Milliarden: Wilhelm Hemetsberger
Die Anklageschrift zum Prozess gegen Christoph Chorherr.

"Sicher alles ganz, ganz korrekt abgelaufen"

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft nennt den Ithuba-Boss jedenfalls als einen der zehn Tatverdächtigen, die ab 8. November im Landesgericht Wien auf der Anklagebank sitzen werden. Konkret muss sich Wilhelm Hemetsberger wegen des Verdachts des Verbrechens des Missbrauchs der Amtsgewalt §§ 12 StGB und wegen des Vorwurfs des Verbrechens der Bestechung nach § 307  Abs. 1 und Abs. 2 Strafgesetzbuch verantworten – bei einer Verurteilung drohen dem Unternehmer bis zu zehn Jahre Haft.

“Dass die rote Wiener Stadtregierung offenbar niemanden anderen gefunden hat, der sofort die Geschäftstätigkeit der Wien Energie prüft und den Medien dann mit einer Agentur einen Supersauber-Blitz-Befund hinschmeisst, ist doch interessant”, meint eine Finanzexperte gegenüber dem eXXpress. Nachsatz: Natürlich werde “alles sicher ganz, ganz korrekt abgelaufen” sein.

Soll beim Spendensammeln auch Kontakt zu Hemetsberger gehabt haben: der frühere grüne Planungssprecher Christoph Chorherr.

Rot-pinke Stadt Wien hat bereits wahnwitzig hohe Summen an Wien Energie überwiesen

Aktuell hat die Stadt Wien bereits zweimal 700 Millionen Euro Steuergeld als Darlehen an die Wien Energie überwiesen, die Bundesregierung hat in einer Blitz-Aktion weitere zwei Milliarden Euro als Kreditlinie zu Verfügung gestellt. Wieviel von diesen 1,4 Milliarden der Stadt Wien noch da ist, oder ob etwas zurückbezahlt werden kann, darüber gab die Wien Energie bisher keine Auskunft – der Steuerzahler durfte bisher nicht einmal konkrete Details zu den Geschäftsabläufen erfahren.

Am Donnerstag, dem 15. September, muss das Management der Wien Energie einen umfassenden Bericht über die mutmaßlichen Spekulations-Deals bei der Finanzprokuratur des Bundes abliefern. Bis 30. September wollen die zwei Hausbanken der Stadt Wien eine detaillierte Auskunft über die Verwendung der zur Verfügung gestellten Mittel – sollten Richtlinien bei der Vergabe verletzt worden sein, etwa mit einer fälschlichen Angabe von Verwendungszwecken, droht sogar eine sofortige Fälligstellung der Kreditsummen.

In massiven Problemen: Wiens Bürgermeister Ludwig (SPÖ) und Finanzstadtrat Hanke (SPÖ).