
Nachschub-Problem für Kiew: Seltene Erden für Waffen müssen im Zug durch Russland
Das NATO-Krisen-Treffen war überschattet von der Debatte über deutsche Kampfpanzer. Hochrangige Vertreter suchten am US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein aber auch nach Lösungen, der Ukraine weiter Beistand zu leisten. Kiew geht die Munition aus. Prekär: Für die Herstellung neuer Waffen verlaufen die Lieferketten auf Bahngleisen – durch Russland.
Russland liegt im Zentrum einer Eisenbahnfrachtroute, die westliche Waffenhersteller mit einem ständigen Nachschub an Metallen versorgt. Diese braucht es zur Herstellung von Mikrochips, Elektronik und Munition für moderne Waffen. Waffen, die der Ukraine auszugehen drohen. Großes Problem an der Sache: Die meisten der so genannten Seltenen Erden werden in China abgebaut. Nachschub für die europäische Rüstungsindustrie müsste auf russischen Zügen transportiert werden. Dass der Kreml dazu im Zweifel Njet sagen wird, ist selbstverständlich.
90 Prozent der seltenen Erden für Europa stammen aus China
Das Volumen chinesischer Erden, die in Zügen durch Russland transportiert wurden, verdoppelte sich allerdings in den ersten neun Monaten des Vorjahres sogar.
“Es ist erstaunlich, dass diese Lieferkette trotz aller Sanktionen immer noch funktioniert”, sagte Michael Wurmser, der Gründer von Norge Mining Ltd gegenüber “Bloomberg”. Das unterstreiche die Bedeutung dieser Seltenen Erden und zeigt, wie sehr wir auf sie angewiesen sind.
Wurmser versuchte aktuell beim WEF in Davos mit Führungskräften die Diversifizierung der Lieferketten für strategische Mineralien voranzutreiben. China liefert derzeit mehr als 90 % der in Europa verwendeten Seltenen Erden, und die jüngsten EU-Daten zeigen, dass die russischen Eisenbahnlinien nach wie vor viel befahren sind. In China abgebaute Seltene Erden wie Lanthan werden von westlichen Waffenherstellern häufig für panzerbrechende Munition verwendet. Der größte Teil des europäischen Bedarfs an Wolfram – einem Schwermetall, das für Panzerabwehrwaffen von Thales Air Defence Ltd. und Rheinmetall AG verwendet wird – wird von China gedeckt.

Neue Routen derzeit nicht ausreichend ausgebaut
Der Krieg in der Ukraine hat die Abhängigkeit Europas von Russlands Eisenbahnen und Korridoren für den Handel mit China offengelegt, fasst “Bloomberg” zusammen. Die alternativen Korridore haben aber Kapazitätsengpässe, sind noch nicht vollständig ausgebaut und können die Verluste der Nordroute nicht auffangen. Dies könnte mittel- bis längerfristig zu einem Problem werden, sollte aber kein unmittelbares Problem darstellen, da die meisten der wichtigen Güter nicht sanktioniert sind, so ein EU-Beamter.
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