„Nachtflug“: Die SPÖ und ihre quälerische Suche nach dem Superstar
Der Streit in der SPÖ geht weiter. Geschadet hat er nicht nur der Partei, sondern auch den drei Bewerbern um den Parteivorsitz. Warum das so ist, analysiert eXXpress-Chefredakteur Richard Schmitt mit den Polit-Experten Bernhard Heinzlmaier und Ralph Schöllhammer auf eXXpressTV.
Die Befragung der eigenen Mitglieder ist zu Ende gegangen, der parteiinterne Streit geht weiter. Kurz: Die SPÖ befasst sich mit sich selbst, während das Land mit Rekordinflation und einem Ukraine-Krieg konfrontiert ist. Das ist bei der Sozialdemokratie nichts Neues, meint Jugendforscher und eXXpress-Kolumnist Bernhard Heinzlmaier nicht ohne Schmunzeln. Er war selbst einmal Sozialdemokrat. „Das war schon immer ein Problem der SPÖ: Sie begibt sich auf Weltflucht durch Befassung mit den Innenverhältnissen. Wenn die Sozialdemokraten miteinander streiten, funktioniert die Partei am besten. Wenn das vorbei sie, werden die Mitglieder wieder in der Lethargie versinken.“
„Doskozil wäre ein gutes Angebot gewesen“
Zu den drei Spitzenkandidaten meint Heinzlmaier: „Doskozil wäre ein gutes Angebot gewesen, wenn er sich nicht auf offener Bühne selbst demontiert hätte.“ Der burgenländische Landeshauptmann habe sein Profil zerstört, weil er eine Koalition mit Grünen und NEOS plant. „Mit den beiden Parteien ist all das, was er angekündigt hat, nicht umsetzbar: mit den Grünen kein Grenzregime, mit den NEOS kein Mindestlohn.“ Denkbar wäre es in einer großen Koalition oder mit der FPÖ. „Diese Türen hat er zugeschlagen.“
Auch der Politologe Ralph Schöllhammer (Webster Universität) sieht hier einen „Riesenfehler bei Doskozil. Nun kann er nicht mehr der Hardliner sein.“ Die von ihm angestrebte Dreier-Koalition dürfte darüber hinaus bei den meisten Österreichern keine Begeisterung auslösen. Schließlich habe eine grüne Regierungsbeteiligung ja auch in Deutschland „nicht nur die besten Auswirkungen“ gehabt. Dasselbe Experiment wie im Nachbarland werde man hierzuladen nur ungern wiederholen wollen. Hinzu kommt: „Wir sind eine Mitte-Rechts-Nation. Sich da nach Links zu orientieren – da wird das Feld noch enger.“
Unter einem SPÖ-Chef Andreas Babler droht ein existenzieller Kampf mit der KPÖ
Mit der KPÖ könnte sich dieses enge Feld sogar noch weiter verengen. „Die KPÖ ist ein Problem der Leninisten aus Traiskirchen“, meint Heinzlmaier mit Blick auf den Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler, der sich ebenfalls um den Vorsitz bewirbt. „Alles, was Babler sagt, ist tatsächlich staatsmonopolistisch.“ In der jetzigen schwierigen Situation für die Wirtschaft eine 32-Stunden-Woche einzuführen, sei wohl nicht die beste aller Ideen. Auf einen möglichen Druck für die Wirtschaft angesprochen, hat Babler gemeint: „Wenn die Wirtschaft unter Druck steht, ist das ein gutes Zeichen, dann hat die Sozialdemokratie etwas richtig gemacht.“ Heinzlmaiers Befund: Sollte Babler der neue SPÖ-Chef werden, dann „beginnt mit der KPÖ ein existenzieller Kampf um 16 Prozent. Das ist dann das letzte Kapitel.“
Warum Rendi-Wagner nicht punktet
Das Problem Pamela Rendi-Wagners sei: „Man hat ihr die Persönlichkeit gestohlen. Sie war eigentlich ein lustiger Mensch, bis eine Horde von Beratern über sie gefallen ist.“ Seither sei sie verkrampft und befinde sich überdies in einem narzisstischen Hahnenkampf, in dem es allen drei Kandidaten in Wahrheit nicht um Politik gehe, sondern um ihre Persönlichkeiten.
„Man kann einen Mangel an Charisma mit einem Programm austauschen, oder man kann ein fehlendes Programm mit Charisma austauschen. Aber wenn beides fehlt, hat man ein Problem“, meint Schöllhammer. Das Parteiprogramm der SPÖ sei zu nahe an dem der Grünen. Wer als weibliche Politikerin dank ihres Charismas viel besser punkten könnte, sei die deutsche Linke Sahra Wagenknecht.
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