
SPÖ-Abgeordnete wettert gegen neuen Romy-Schneider-Wintergarten im Parlament
Österreichs Nationalratsabgeordnete kehren zurück in das frisch renovierte Parlament. Was Julia Herr (30) von der SPÖ besonders sauer aufstößt: Die neue Benennung von Räumen und Gängen im Hohen Haus. Schlicht kurios findet sie etwa den Romy Schneider Wintergarten.

Der heimischen Politik gehen die Streitthemen nicht aus. Inmitten von Energiekrise, Teuerungswelle und Ukraine-Krieg sind es nun die neuen Zimmer-Benennungen im frisch renovierten Parlamentsgebäude, die für SPÖ-Nationalratsabgeordnete teils untragbar sind.
Auf Twitter lässt Herr ihrem Unmut freien Lauf: „Wir beziehen das neues Parlament: Kaum thematisiert wurde die neue Benennung von Räumen/ Gängen im Hohen Haus nach bekannten Personen“. Als erstes erwähnt sie den Wintergarten, der nun den Namen einer deutsch-französischen Schauspiel-Legende trägt, die in Wien geboren wurde: Romy Schneider (1938 bis 1982). Für Julia Herr ist das eine schlicht „kuriose Benennung“.

Eine kurze und spektakuläre Schauspiel-Karriere
Schneider gelang in den Jahren 1955 bis 1957 – damals noch keine 20 Jahre alt – der internationale Durchbruch mit der Sissi-Trilogie. Ihre Verkörperung der österreichischen Kaiserin Elisabeth ist bis heute legendär.
Es sollten danach noch weitere Höhepunkte in ihrer spektakulären Laufbahn folgen, und zwar sowohl in den USA („Der Kardinal“, „Der Swimmingpool“), als auch in Frankreich, wo sie unter zahlreichen berühmten Regisseuren zur erfolgreichsten Schauspielerin des französischen Films dieser Zeit wurde. Zeit ihres Lebens erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen.
Was Julia Herr an der Benennung des Wintergartens so kurios findet, erklärt sie nicht.
Herr attackiert österreichischen Top-Ökonom
Davon abgesehen stößt sich die österreichische Nationalratsabgeordnete vor allem an der Benennung eines Gangs nach dem weltberühmten österreichischen Wirtschaftswissenschaftler Friedrich August von Hayek (1899 bis 1992). Diese Benennung sei schlicht „untragbar“.
Friedrich Hayek hat das Pinochet Regime in Chile mehrfach unterstützt. In Chile wurde die demokratisch gewählte Regierung Allendes durch einen blutigen Militärputsch gestürzt. Hayek nannte Diktator Pinochet einen "ehrenhaften General" 2/
— Julia Herr (@frauherr) January 3, 2023
Was einige Linke – so auch Herr – dem Star-Ökonomen bis heute in der Öffentlichkeit gerne vorhalten: Dass er in den 1970er Jahren den chilenischen Präsidenten Augusto Pinochet und dessen Wirtschaftspolitik unterstützt hat. Zuvor war Pinochet als General am Militärputsch gegen den marxistisch-sozialistischen Präsidenten Salvador Allende beteiligt gewesen.
Ein Kritiker von Sozialismus und Totalitarismus
Davon abgesehen war Hayek ein scharfer Sozialismus-Kritiker und Förderer der freien Marktwirtschaft, was ihm einige Linke – insgeheim – womöglich noch mehr verübeln.
Was an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben soll: Im Jahr 1938 war Hayek, der damals an der London School of Economics lehrte, zwei Mal zurück nach Österreich gereist, um Freunden und Kollegen, darunter auch Juden, zur Flucht vor den Nazis zu verhelfen.

Ein Twitter-User erinnert die SPÖ-Nationalratsabgeordnete gleichzeitig an die durchaus zweifelhafte Einstellung mancher Persönlichkeiten aus ihren Reihen gegenüber dem Nationalsozialismus: „Ähm… Das Parlament liegt am Karl-Renner Ring oder? Renner war Sozialdemokrat oder? Und Renner befürwortete den Anschluss oder?“, schreibt einer.
Nobelpreis für seine Konjunktur-Theorie
Hayek erhielt 1974 als bisher einziger österreichischer Wissenschaftler den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften, und zwar für seine „Pionierarbeit auf dem Gebiet der Geld- und Konjunkturtheorie“. Hayek hatte bereits Jahrzehnte zuvor den Verlauf des Boom-Bust-Zyklus erklärt und dabei unter anderem auf die zentrale Rolle der Notenbanken hingewiesen. Einige Anhänger seiner Theorie prognostizierten später korrekt die Finanzkrise von 2008. Hayek und sein Lehrer Ludwig von Mises hatten in den 1920er Jahren als einzige Ökonomen auch die Große Depression 1929 vorhergesagt.
Zu den bekanntesten Schriften Hayeks gehört „Der Weg zur Knechtschaft“ (1944), in dem er aufzeigt, wie Sozialismus zwangsläufig in Unfreiheit mündet und mit Demokratie unvereinbar ist.
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