Richard Schmitt: Öffnen UND strafen - was für ein Murks!
Lockerungen nach Gutsherren-Art, gleichzeitig an den Strafen im Impfpflicht-Gesetz festhalten – ebenfalls im Feudalherren-Stil: Die Absurdität der österreichischen Corona-Politik ist unpackbar. Im Finale der Krise passt nichts mehr zusammen, der Murks ist gewaltig.
In 25 Tagen will der grüne Gesundheitsminister hunderte Polizisten losschicken, Planquadrate aufbauen lassen, und in der Öffentlichkeit vielleicht auch noch Zivilstreifen nach Ungeimpften fahnden lassen: Der 15. März gilt noch immer als der Tag, an dem laut Österreichs Bundesregierung auch gestraft wird, wer sich bisher noch nicht impfen ließ. 600 Euro sind fällig, im Wiederholungsfall bis zu 3600 Euro in einem Jahr. Und die gestrenge Verfassungsministerin kündigte bereits an, all jenen den Exekutor in ihr Zuhause zu schicken, die nicht brav zahlen wollen: Kein Stich, kein Fernseher mehr, ohne gültigen Impfpass ist das Auto futsch.
Also knallharte Strenge, weil die Corona-Bedrohung in unserem Österreich ja ganz furchtbar dramatisch sei. Aber ist sie das? Tatsächlich? In der Pressekonferenz der Bundesregierung am heutigen Mittwoch klang das doch ganz anders: Gesundheitsminister, Kanzler und auch der getarnte Gecko-Generalmajor verkündeten vor laufenden TV-Kameras ein Ende der harten Maßnahmen ab 5. März, versprachen den österreichischen Untertanen Lockerungen – weil das Schlimmste überstanden sei, weil die Corona-Gefahr für uns alle gar nicht mehr so groß sei. Zumindest wissen das die “Expertinnen und Experten” (die wir nie kennenlernen).
Wie passt das jetzt zusammen: Ein Ende fast aller Anti-Corona-Verordnungen, weil alles supi-besser wird – und ab 15. März eine grausliche Straferei nach dem harten Impfpflicht-Gesetz?
Gar nicht.
Es ist ein peinlicher Murks, der hier auf offener Bühne passiert: Wie sollen noch eine Million Impfskeptiker zum Impfen überzeugt werden, wenn a) per Verlautbarung ohnehin alles nicht mehr so schlimm ist, und b) aktuell gar nicht klar ist, ob der jetzt verspritzte Impfstoff gegen die Corona-Mutation im Oktober oder November wirken könnte?
Das ist natürlich ein Murks – jeder vernünftige Mensch (etwa auch Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil) hat das erkannt. Und das weiß auch der Kanzler, dass der Domina-Style bei der Impfpflicht jetzt raschest verräumt werden muss, am besten in Mücksteins und Anschobers Kellerstüberl “Zum traurigen Rudi” am Wiener Stubenring, direkt neben der grandios unnützen Corona-Ampel und der blamablen Milliarden-Impflotterie.
Natürlich müssen jetzt noch einige Tage vergehen, bis auch das Impfpflicht-Gesetz nach guter österreichischer Art bestattet wird: Ein Landeshauptmann (oder Niederösterreichs Landeshauptfrau) gibt vermutlich schon am Beginn des kommenden Wochenendes das Startsignal für “ein Comeback der Vernunft, für ein Zeichen des Miteinanders”, also zu einem “temporären Aussetzen” des Impfpflicht-Gesetzes.
Der Rest ist österreichische Folklore, darauf wette ich einen Zwanziger: Der Kanzler wird’s dann in einem Sonntags-Interview eh “schon immer gewusst” haben, dass diese “Idee der Grünen” mit dem Gesetz und den Strafen sicher nix bringt. Und Gesundheitsminister Mückstein? Er sucht auf seinem Zettel bei der eilig am Sonntag um 13 Uhr einberufenen Pressekonferenz noch immer die Namen der “Expertinnen und Experten”, die jetzt, aber wirklich erst jetzt, zu einem Aussetzen des Impfpflicht-Gesetzes geraten haben.
Wer wettet dagegen?
Kommentare
“Der Rest ist österreichische Folklore, darauf wette ich einen Zwanziger: Der Kanzler wird’s dann in einem Sonntags-Interview eh “schon immer gewusst” haben, dass diese “Idee der Grünen” mit dem Gesetz und den Strafen sicher nix bringt.” . .schreiben Sie Herr Chefredakteur Schmitt.. glauben Sie tatsächlich, dass das ein stabiler Charakterzug des neuen Kanzlers werden wird, sich an Anderen abzuputzen. . . Na gut das war jetzt einmalig bei der Impflotterie so, wo er sich ziemlich offensichtlich bei der SPÖ abputzen wollte, was ziemlich ins Auge ging. Aber trotzdem sollte man dem Kanzler fairerweise etwas Zeit geben, und weiter an einen Guten Willen und an ein strammens Rückgrat des Regierungschefs glauben; zumindest so lange bis er klar Gegenteiliges bewiesen hat.
Ja wenn die rechte Hand nicht weiß was die linke macht dann kommen solche Schmankerln zustande!
Danke für die objektive Berichterstattung Herr Schmitt und lassen Sie mir den Viszla schön grüßen!