Wie Europa mehr auf die Schiene bringt: Clemens Först von Rail Cargo Group in "Chefsache"
In den USA finden 50 Prozent des Güterverkehrs über die Schiene statt, in Europa gerade mal 19 Prozent. Warum das so ist, und wo die ungenutzten Chancen des europäischen Schienenverkehrs liegen, darüber spricht Clemens Först von Rail Cargo Group mit Eva Schütz.
Europa will das Klima schonen, und muss dafür den Güterverkehr von der Straße auf die Schiene verlagern. Doch gerade hier kommt der Kontinent nicht von der Stelle. Der Anteil des Schienenverkehrs am Güterverkehrt beträgt seit vielen Jahren unverändert 19 Prozent. 76 Prozent machen hingegen die LKWs aus. Anderer Staaten, ganz besonders China, sind auf der Überholspur. Selbst in den USA sind es 50 Prozent, die über die Schiene verlaufen. Wie das?
Darüber spricht Clemens Först, Vorstandssprecher der Rail Cargo Group, im “Chefsache”-Talk mit eXXpress-Herausgeberin Eva Schütz. Die Rail Cargo Group bietet Bahnlogistik an, und zwar in der gesamten Wertschöpfungskette, von Abholung, Transport bis zur Übergabe.
Ohne Zweifel gebe es beim europäischen Schienenverkehr noch “hinreichend Luft nach oben”, unterstreicht Först. Sicherlich hätte sich die Bahn eine Zeitlang noch mehr um attraktive Produkte für die Kunden kümmern müssen. Da habe man nun aber in den vergangenen Jahren dazugelernt. Dass Europa sogar hinter die USA zurückfällt, habe vor allem einen Grund: “In den USA gibt es eine über große Distanzen harmonisierte Infrastruktur. Das europäische Eisenbahnsystem ist hingegen hoffnungslos zerklüftet.” In den EU-Staaten habe man es mit drei verschiedenen Stromversorgungsarten zu tun – zwei Mal Wechselstrom, einmal Gleichstrom – weshalb sämtliche Bahnen in jedem Land die Lokomotive wechseln müssen – und in der Regel auch den Lokführer, der die jeweilige Landessprache auf B2-Niveau beherrschen muss.
Vielzahl an Vorschriften, Probleme beim Wettbewerb
Doch das ist noch nicht alles: “In jedem europäischen Land gibt es unterschiedliche Vorschriften, auch die elektronische Kommunikation zwischen Schiene und Lokomotive funktioniert überall anders. Das ist ein riesiger Klotz am Bein”, klagt Fürst. Dieses zerklüftete System schade. Immerhin seien 80 Prozent der Transporte international. Das sei auch ein ganz wesentlicher Kostenfaktor. “Wir müssen alles kompensieren, was wir nicht an infrastrukturellen Voraussetzungen haben.” Solch unnötige Kosten sind vor allem unproduktiv.
Das, und noch über andere Faktoren, etwa zum Wettbewerb auf den Schienen, spricht der Experte für Bahnlogistik im spannenden “Chefsache”-Talk.
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Kommentare
Es würde ja schon mal ein großer Schritt vorwärts sein, würde innerhalb Österreich der Transportweg auf Schiene funktionieren. Die Preise für Cargo der Bahn sind zu hoch. Jahrzehntelang hat sich die ÖBB in ihrem Monopolstatus pudelwohl gefühlt und die Preise in der Gewinnsucht stark nach oben getrieben. Es wäre an der Zeit die Monarchie in Österreich endgültig zurück zu lassen und ein sinnvolles Marketingkonzept zu entwickeln. Vll. wäre es sogar möglich, die Transporte von LKWs auf Schiene zu bringen an der österreichischen Grenze, wenn denn die Länder so unterschiedliches Bahn-Equipment aufweisen. So ganz kann das allerdings ohnehin nicht stimmen, denn Personenbeförderung funktioniert per Bahn auch quer durch Europa, ohne dass das System gewechselt werden muss. Auch hier müssen die Preise sinken, um mehr Menschen öffentlich befördern zu können. Zusätzlich ist der Ausbau der Bahnhöfe in Österreich relevant (die Bahnsteige sind zu kurz um die Züge verlängern zu können bei hoher Frequenz). Es ist unnötig lange Zeiten vergangen, in welchem man nur Gewinn schäffelte anstatt etwas aktiv zu ändern bzw. an die moderne Zeit anzupassen.